Talking Clarinet - Helmut Eisel

Helmut Eisel - Talking Clarinet

„Ich mache keine Musik. Die Musik ist bereits da, in jedem Augenblick. Zuerst höre ich sie in meinem Inneren, dann übertrage ich sie auf meine Klarinette, um sie mit meinen Zuhörern zu teilen. Sie entsteht im Hier und Jetzt, in der lebendigen Begegnung mit einem Gegenüber. Musik ist Sprache und sagt doch viel mehr als alle Worte.“ Helmut Eisel

Die Idee, mit der Klarinette Geschichten zu erzählen, zu schimpfen, zu trösten, zu lachen und zu weinen, begeistert Helmut Eisel bereits seit seiner Kindheit. Als er von seinem Großvater die Grundlagen des Klarinettenspiels erlernte, entdeckte er, wie vielfältig und farbenreich die Ausdrucksmöglichkeiten dieses Instrumentes sind. Während seines Mathematikstudiums und der anschließenden beruflichen Tätigkeit als Unternehmensberater und Softwareentwickler spielte er in diversen Jazzbands und sammelte erste Erfahrungen als Arrangeur.

Ausschlaggebend für Helmut Eisels musikalischen Weg war die Begegnung mit Giora Feidman, mit dem er seit 1989 vielfach im Rahmen von Workshops und gemeinsamen Konzerten zusammenarbeitete. Regelmäßig wirkt er seit 1992 als Dozent bei den Sommerworkshops „Klezmer & the Clarinet in the Galilee“ in Safed und Jerusalem (Israel) mit, die bis 2014 unter Feidmans Leitung und Schirmherrschaft standen. Auch diverse CDs dokumentieren die inspirierende Zusammenarbeit der beiden Klarinettisten, darunter die Feidman-CD „The Spirit of Klezmer“ (2008), auf der Helmut Eisel mit zwei eigenen Titeln zu hören ist. Im intensiven Austausch mit Feidman lernte Helmut Eisel die Klezmermusik und ihre tiefe spirituelle Bedeutung kennen, die zur Inspiration für zahlreiche eigene Kompositionen und Improvisationen wurde.

Seit 1993 widmet sich Helmut Eisel ausschließlich der Musik und ist als Klarinettist und Komponist in unterschiedlichen Stilrichtungen aktiv. 1989 gründete er sein Trio Helmut Eisel & JEM, das inzwischen elf CDs produziert hat. Konzerte führen Helmut Eisel & JEM regelmäßig in Konzertsäle, Kirchen, Clubs und zu Festivals in ganz Deutschland, in zahlreiche weitere europäische Länder sowie nach Israel. Highlights waren Auftritte beim EBU-Festival in Roskilde (Dänemark), bei Festivals in Trondheim, Eindhoven, Fürth und Salzgitter, beim Rheingau Musik Festival, beim Mittelrhein Musikfestival (mit Iris Berben) sowie gemeinsam mit Giora Feidman beim Schleswig Holstein Musikfestival.

Daneben konzertiert Helmut Eisel in wechselnden Formationen mit Künstlern unterschiedlicher Genres bis hin zu Chören und Sinfonischen Blasorchestern. Eine inspirierende Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Gypsy-Jazz-Gitarristen Joscho Stephan, mit dem er inzwischen zwei CD herausgebracht hat.

In Zusammenarbeit mit dem Sebastian Voltz Trio entstand 2012 das Programm "Talking Sinatra" - eine Mischung aus konzertantem Klezmer und den berühmtesten Songs der Showlegende Frank Sinatra. In seinen Duo-Programmen „Grooving Klezmer“ mit dem Pianisten Sebastian Voltz und

„Klezmer im Elfenpalast“ mit der Harfenistin Birke Falkenroth findet Helmut Eisel auch im kammermusikalischen Rahmen Berührungspunkte zwischen Klassik, Jazz und Klezmer.

Gemeinsam mit der Kulturmanagerin Kerstin Klaholz begründete Helmut Eisel im Jahr 2015 im Thüringischen Mühlhausen "Clarinet & Friends", ein Festival im Dialog, das mit stilistisch vielfältigen Konzerten und Workshops im Juni 2023 bereits seine achte Auflage erlebt.

Verstärkt entdeckt Helmut Eisel seit einigen Jahren auch sein Crossover-Potential in Richtung Klassik – eine Begegnung, der u.a. seine sechs „Naftule“-Familienkonzerte entsprangen, die u.a. mit den Orchestern der Städte Saarbrücken (SR), Aachen, Düsseldorf, Weimar, Bielefeld, Göttingen, Koblenz, Konstanz, Bern und Bochum aufgeführt wurden. „Naftule und der König“ erschien 2005 in einer Einspielung mit dem RSO Saarbrücken unter der Leitung von Marcus R. Bosch; „Naftule und die Reise nach Jerusalem“ kam 2017 in einem Livemitschnitt des SR Saarbrücken heraus.

Einmalig ist Helmut Eisels individuelle Bearbeitung des Mozart-Klarinettenkonzerts, die er 2010 mit dem Thüringischen Kammerorchester Weimar auf CD einspielte („time change“ bei Animato). Im Mai 2011 brachte er gemeinsam mit der Staatskapelle Weimar seine von eigenen Erlebnissen in Israel inspirierte Rhapsody for an Unknown Klezmer für Bassettklarinette und Orchester zur Uraufführung. 2016 ist das Werk zusammen mit weiteren eigenen Titeln auf einer vielbeachteten CD mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter der Leitung von Daniel Huppert erschienen (animato).

Einen weiteren Schwerpunkt seiner Tätigkeit als „sprechender Klarinettist“ setzt Helmut Eisel auf Schauspielproduktionen, in denen er über das Medium Musik kommunizierende Bühnenfigur präsent ist. Erste Projekte dieser Art waren Sobols Ghetto (Nationaltheater Mannheim, 1991) und Babels Sonnenuntergang (Theater Basel, 1993). 2008 spielte er bei den Gandersheimer Domfestspielen den „Tod“ im Jedermann – fast ausschließlich auf der Klarinette. 2010 folgten das Schauspiel Iskender im Rahmen der Ruhr.2010 Kulturhauptstadt in der Zeche Zollverein, und die Bühnenversion des Films Wie im Himmel bei den Gandersheimer Domfestspielen.

Bereits seit 1993 bietet Helmut Eisel Workshops zum Thema „Talking Klezmer“ an und leitete Seminare zum Thema Musik & Kommunikation für Unternehmen wie die IDS Scheer GmbH, Bombardier Transportation, Daimler-Chrysler und Michelin. Er veröffentlichte u.a. die Improvisa-tionsmethode „Durch Klezmermusik zur Improvisation“ und das Notenheft „Talking Clarinet“ mit Anleitungen zur Improvisation (advance music/SCHOTT).

Im Jahr 2018 startete er in Zusammenarbeit mit der Synagogengemeinde Saar die Reihe „Meet Klezmer“. Dazu lädt er musizierende Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Schulen ein, mit israelischen Musikschaffenden in der Synagoge Saarbrücken gemeinsam zu musizieren – ein origineller Weg, um Vorurteile abzubauen und gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit vorzugehen.

Helmut Eisel gilt als einer der vielseitigsten und interessantesten Klezmer-Klarinettisten Europas – ein Musiker mit einem unverwechselbaren Stil, über den Giora Feidman sagt: „Wenn du nur ein paar Takte hörst, weißt du sofort, das ist Helmut! Und wenn nicht – dann ist er's auch nicht!“

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